Kurz zusammengefasst:
Pro bzw. Professional Model – Metallmundstück für Baritonsaxophon von SR Technologies (SR Tech.)
Material: vergoldetes Messing
Bahnöffnung: 115 (0,115 in)
Straßenpreis: 500-550 €
Erster Überblick
Das Baritone Pro ist ein Metallmundstück für Baritonsaxophon der US-amerikanischen Firma SR Technologies (kurz: SR Tech.). Das Unternehmen mit Sitz in Los Angeles wurde 1995 von Steve Carr und Ron Singer gegründet. Daher rührt auch der Firmenname: SR = Steve & Ron.
In Deutschland ist SR Tech. (noch?) relativ unbekannt. Hauptmarkt der Firma sind neben den USA vor allem England (London) und Frankreich (Paris). Markteinführung des Baritone Pro war gegen Ende der 90er.
Das Mundstück besteht aus vergoldetem Messing und wird in Kombination mit einer Rovner Dark-Blattschraube und passender Plastikkapsel ausgeliefert. Verpackt ist es in einer eher schlichten Pappschachtel mit Polsterfolie.
Das Mundstück im Detail
Als ich das Mundstück zum ersten Mal in der Hand hielt, fiel mir sofort sein hohes Gewicht auf, welches der Hersteller mit 160 g angibt. Beim Spielen, in Kombination mit dem Instrument, ist dieses zusätzliche Gewicht verschwindend gering, es verleiht dem Mundstück in der unmittelbaren Handhabung aber sofort eine vertrauenerweckende Wertigkeit. Dass das erhöhte Gewicht nicht etwa von den Dimensionen des Mundstücks herrührt, zeigt ein direkter Vergleich mit einem alten Berg Larsen-Mundstück aus Stahl und einem modernen Mundstück von François Louis.
Die Bahnöffnung des SR Tech. Baritone Pro beträgt 0,115 Zoll (2,921 mm) und entspricht somit mehr oder weniger einer klassischen, mittel-offenen 7*-Bahn. Entgegen dem allgemeinen Trend, ein Mundstückmodell mit verschiedenen Bahnöffnungen anzubieten, gibt es beim Baritone Pro ausschließlich diese eine Variante. Der Hersteller ist in dieser Hinsicht absolut konsequent, da er dieses Konzept auch bei seinen anderen Modellen verfolgt. Nimmt man das Innenleben des Mundstücks genauer unter die Lupe, wirkt es sehr aufgeräumt und unaufgeregt. Wilde Baffle-Experimente sucht man hier vergebens. Einzig die Kammerform ist auffällig, da es sich um eine Variation der regulären Hufeisen-Form handelt. Beim Baritone Pro verjüngt sich das Hufeisen nach unten hin deutlich:
Dieser Effekt kommt zustande, weil auf der Innenseite der Schenkel eine Stufe eingearbeitet wurde:
Technische Details sind immer „nice to know“, und vor allem die Bahnöffnung lässt Rückschlüsse darauf zu, ob ich mit meinem aktuellen Material und meiner Spielweise voraussichtlich eher gut oder eher schlecht mit einem Mundstück zurecht komme. Entscheidend ist aber aber nie, wie ein Mundstück aufgebaut ist, sondern, wie es sich letztlich bewährt. Kommen wir also zum Spielgefühl...
Spielgefühl
Ich habe das Mundstück mit der mitgelieferten Rovner Dark-Ligatur und Légère Classic-Blättern der Stärke 3½ gespielt. Um mich kurz zu fassen: Ich habe mich sofort sehr wohl gefühlt. Die Ansprache ist über den gesamten Ambitus sehr weich und ohne Gegenwehr. Häufig kann ich gerade beim Baritonsax das Phänomen beobachten, dass man sich bei der Ansprache zwischen dem hohen und tiefen Register entscheiden muss und ggf. Abstriche in einem Bereich hinnehmen muss. Die dynamische Reichweite ist äußerst zufriedenstellend – das Mundstück ist absolut keine „Brülltüte“, die nur „an oder aus“ kann, und lässt sich leise, ohne Störgeräusche spielen. Der Sound ist sehr flexibel, und sowohl Klangfarbe als auch -projektion lassen sich gut variieren. Insgesamt verorte ich das Mundstück für mich eher auf der weichen Seite. Das soll nicht heißen, dass es nicht laut und kräftig spielbar wäre. Wenn ich aber den nächsten Gig mit der Rockband habe und den hochgerüsteten Kollegen von der Elektrofront zeigen möchte, was ein wirklich strahlender Lasersound ist, würde ich – nur zur Sicherheit – eine andere „Waffe“ wählen.
Mir fiel auf, dass die Freiheiten und Variationsmöglichkeiten im Klang zulasten der Intonationssicherheit gingen. Es ist keineswegs so, dass ich mit dem Mundstück per se schlecht stimme – es gibt lediglich viel mehr Möglichkeiten, einen Ton zu platzieren. In dieser Beziehung verhält sich das Mundstück erfrischend frei.
Preis
Der offizielle Listenpreis für das Baritone Pro liegt bei 700 $, was nach derzeitigem Stand knapp 570 € entspricht. Der Straßenpreis in Mitteleuropa liegt zwischen 500 und 550 €. Damit liegt das
Baritone Pro preislich im Vergleich zu anderen Metallmundstücken für Baritonsaxophon im oberen Mittelfeld und in etwa auf dem Niveau von zeitgenössischen Guardala-Nachbauten oder
JodyJazz-Mundstücken.
Die Preisspanne für etablierte Metallmundstücke beginnt bei knapp unter 300 € (Otto Link Super Tonemaster) und reicht bis hin zu knapp 800 € (Theo Wanne Durga III).
Fazit
Das SR Tech. Baritone Pro Model ist ein sehr solides Metallmundstück für Baritonsaxophon. Die wirklich gute Verarbeitungsqualität, verbunden mit der eher gediegenen Bahnöffnung und der konservativen Bauform verleihen ihm viel Potential, ein „moderner Klassiker“ zu werden. Ich persönlich bin dermaßen überzeugt davon, dass ich das Mundstück nach einer Woche Anspielen direkt in mein Arsenal übernommen habe. Wenn jemand auf der Suche nach einem Mundstück für Baritonsaxophon ist und ein Budget von ca. 500 € zur Verfügung hat, würde ich ihm ans Herz legen, dieses Mundstück mit in die engere Wahl zu nehmen.
Weitere Bilder
Anmerkung
Dieser Artikel ist keine Werbung. Ich habe mir das Mundstück selber gekauft und teile hier meine persönliche Erfahrung.
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