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TOP 5 – Bücher zu den Themen Methodik und Körperschulung

„Entscheidend ist in erster Linie nicht, was man spielt, sondern vor Allem wie man es spielt“

 

Ein Instrument zu spielen ist sowohl eine geistige, als auch eine körperliche Herausforderung. Die Beantwortung der Frage nach dem „wie“ des Saxophonspielens führt daher in einen spannenden Grenzbereich zwischen mentalen und physischen Voraussetzungen, zwischen Theorie und Praxis. In diesem Sinn möchte ich euch meine TOP 5 der Bücher zu den Themen Methodik und Körperschulung vorstellen, die mir bei meiner Entwicklung als Saxophonist sehr geholfen haben und/oder immer noch helfen.

Platz 5

Sarah Anne Wolkowski Saxophone Technique Saxophon

Wolkowski, Sarah Anne (2017): Saxophone Technique, FriesenPress

 

79 Seiten, Englisch

 

Das Ziel von Saxophone Technique ist vor allem die Vermittlung einer fundierten Spieltechnik.

 

Beim ersten Durchblättern dieses kurzen Buches fällt sofort auf, dass hier einiges zu fehlen scheint: Notenlinien, Diagramme oder Bilder zum Beispiel. Saxophone Technique scheint auf den ersten Blick eher ein Roman zu sein. Und tatsächlich eröffnet dieses Buch seinen Leser*innen den Zugang zum Erlernen der Spieltechnik mit einem narrativen Stil. Wolkowski verpackt ihre Lektionen in kleine, unterhaltsame Geschichten mit philosophischem Anstrich. Diese Vermittlungsmethode ist, zumindest im Bereich der Saxophonliteratur, ziemlich einmalig.

Die Lerninhalte sind grundlegender Natur und umfassen Themen wie Fingerhaltung, Ansatz, Luftführung oder Artikulation. Die unorthodoxe Herangehensweise lässt bekannte Themen teilweise in neuem Licht erscheinen.

 

Als weiterführende Literatur, angesiedelt irgendwo zwischen Lektüre und Methode, ist dieses Buch für Spieler*innen und Lehrer*innen gleichermaßen interessant. Mit ihrer ungewohnten Herangehensweise hat Sarah Anne Wolkowski einen wertvollen Beitrag zur Methodik-Literatur für Saxophon geleistet.

Platz 4

Trent P. Kynaston Circular Breathing For The Wind Performer by Trent P. Kynaston Saxophon Zirkularatmung

Kynaston, Trent (1978): Circular Breathing For The Wind Performer, Alfred Publishing Co.

 

20 Seiten, Englisch

 

Bei diesem Buch handelt es ist um eine Methode zur Erlernung der Zirkularatmung.

 

Circular Breathing zeichnet sich durch zwei besondere Merkmale aus: es ist sehr kurz gehalten und es ist allgemein gehalten, da es sich nicht ausschließlich an Saxophonisten, sondern an sämtliche (Blas-)Instrumentalisten richtet.

Dem geringen Umfang geschuldet sind die Erklärungen zu den einzelnen Lernschritten knapp formuliert. Dadurch sind sie wiederum leicht verständlich. Überhaupt gestaltet sich der Einstieg in dieses Buch sehr unkompliziert. Es beginnt mit (ebenfalls knappen) Erläuterungen zur Bläseratmung im Allgemeinen und setzt somit kein größeres Vorwissen seitens des Lesers voraus.

Das Buch hat natürlich auch Unzulänglichkeiten: die Aufmachung (Layout, Design) ist veraltet und wirkt wenig einladend. Die Erklärungen sind zwar angenehm kurz, teilweise aber wenig prägnant.

 

Sich mit der Zirkularatmung zu beschäftigen ist der perfekte Aufhänger, um die eigene Atmung und vor Allem Luftführung als Ganzes unter die Lupe zu nehmen. Circular Breathing kann einen (guten) Unterricht dazu zwar nicht ersetzen, kann aber eine passende Einstiegsliteratur sein.

Platz 3

John Harle The Saxophone The Art And Science Of Playing And Performing Saxophon

Harle, John (2017): The Saxophone. The Art and Science of Playing and Performing, Faber Music Ltd

 

Doppelband; 163 + 168 Seiten, Englisch

 

John Harle vermittelt in seinem Buch sehr detailliert und reflektiert seine Art des Saxophonspielens.

 

Dieser riesige Doppelband hat bei Erscheinen für einige Kontroversen gesorgt. Der recht hohe Kaufpreis und die Tatsache, dass diese Methode explizit nur für Sopran- und Altsaxophon ausgelegt ist, waren zwei Gründe dafür. Hauptkritikpunkt jedoch war die irreführende Verwendung des Begriffs „Science“ (Wissenschaft). John Harle beruft sich bei seinen Ausführungen auf Konzepte und Strukturen, die teilweise eben nicht wissenschaftlich fundiert sind, sondern vielmehr „erlebt“ oder „empfunden“ werden können. Diese metaphorische, um nicht zu sagen esoterisch angehauchte Form der Wissensvermittlung stellt offenbar für viele Saxophonisten eine große Hürde dar. Kann man diese allerdings überwinden, so erschließt sich ein Fundus an Wissen, Ideen und Impulsen, der in seiner schieren Reichhaltigkeit und Vielfältigkeit seines Gleichen sucht. Beachtenswert ist, dass John Harle nicht bloß alte Methoden in neuen Gewändern präsentiert, sondern viele Aspekte des Saxophonspiels mit neuen Mitteln und aus einer ungewohnten Perspektive heraus beschreibt. Dies führt mich zur eigentlichen Schwäche von The Saxophone : Es stellt sehr hohe kognitive Anforderungen an den Leser. Durch die hohe Informationsdichte lässt sich dieses Buch auf keinen Fall nebenbei konsumieren. Vielmehr muss man sich für das Arbeiten mit dieser Methode Zeit nehmen. Sehr. Viel. Zeit.

 

The Saxophone von John Harle ist definitiv eine Extravaganz und vor allem für Spezialisten interessant. Für mich war und ist das Arbeiten damit sehr aufschlussreich und eine rundum positive Erfahrung.

Platz 2

David Dave Liebman Der persönliche Saxophonsound Saxophon Sound Developing A Personal Saxophone Sound

Liebman, David (1989): Der persönliche Saxophonsound, Musikverlag Chili Notes

 

78 Seiten, Deutsch

 

Vor allem unter dem amerikanischen Originaltitel Developing a Personal Saxophone Sound bekannt, stellt dieses Buch einen klassischen Beitrag aus der Kategorie „oldie but goldie“ dar.

 

David Liebman bespricht in seinem Buch vorrangig die körperlichen Vorgänge beim Spielen, gibt aber darüber hinaus grundlegende Tipps zum Material, ausgewählten Spieltechniken und zur Übe-Methodik. So gesehen ist dieses Buch ein kleiner Rundumschlag, der den Spieler bei der Entwicklung einer individuellen Tonsprache begleitet. Die einzelnen Themen wurden zwar mittlerweile von anderen Autoren ausführlicher und fundierter behandelt – trotzdem ist Liebmans Buch bei Weitem nicht obsolet. Es vermittelt ein äußerst solides Basiswissen für ambitionierte Saxophonisten und ist durch die zum Teil recht idiomatischen Schilderungen außerdem sehr interessant zu lesen.

 

Der persönliche Saxophonsound vermittelt erfrischend unaufgeregt und kurzweilig sämtliche Grundlagen, um der Frage nach dem „wie“ des Saxophonspielens weiter auf der Spur zu bleiben. Das tiefere Eintauchen in spezielle Themengebiete wird dadurch sehr erleichtert.

Platz 1

Jürgen Bachmann vom Körper zum Ton methodische Grundlagen des Saxophonspiels Saxophon

Bachmann, Jürgen (2013): Vom Körper zum Ton. Methodische Grundlagen des Saxophonspiels, Musikverlag Chili Notes

 

96 Seiten, Deutsch

 

Vom Körper zum Ton befasst sich intensiv mit den körperlichen Aspekten des Saxophonspiels: Körperhaltung, Fingerhaltung, Atmung, Ansatz und Luftführung.

 

Jürgen Bachmann beginnt in seinem Buch, bildlich gesprochen, bei Adam und Eva, geht aber im weiteren Verlauf zunehmend ins Detail. Das Buch enthält eine Vielzahl an Übungen, die eine Brücke zwischen Theorie und (Spiel-)Praxis schlagen und so den Mehrwert drastisch erhöhen. Darüber hinaus kann Vom Körper zum Ton noch mit allgemeinen Informationen zu Blättern, Mundstücken und sogar zur Geschichte des Saxophons aufwarten. Bachmann schreibt durchgehend klar und gut verständlich. Zur näheren Erläuterung zieht er häufig Bilder hinzu. Somit ist sein Buch auch für das Selbststudium bestens geeignet.

 

Im Bereich der Saxophonliteratur sucht Vom Körper zum Ton seinesgleichen und ist aus meiner Sicht uneingeschränkt empfehlenswert. Dieses Buch und das darin vermittelte Wissen sollten zentraler Bestandteil jeder Saxophon-Ausbildung sein.

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